Tirolerhof

Eine echte Herausforderung an die Leistungsgrenzen des Machbaren war die heurige „Sommerarbeit“. Der Tirolerhof musste in nur 7 Wochen (Geschäftsschließung) generalsaniert werden. Von meinen Mitarbeitern wurden die Wandverkleidungen, Sitzbänke und die verbliebene Bestandsbestuhlung bearbeitet. In dieser kurzen Zeit waren ca. 3.200 Arbeitsstunden zu leisten.

Den Namen Tirolerhof hatte das Kaffeehaus aus der Nutzung des Vorgängers übernommen. Im 19. Jahrhundert war nämlich an diesem Standort ein Milchcasino beheimatet. Der damalige Landwirt schenkte Milch und Milchprodukte aus. Seine Rinder hatte er in Mödling auf einer Weide grasen lassen, welche heute eine Eigentumshaussiedlung ist – Die Tirolerhofsiedlung. Auch war das Kaffeehaus nach dem 2. Weltkrieg als „Weißer Elefant“ geführt.

Am aufwändigsten gestaltete sich die Restaurierung der Bestuhlung. Leider war bei der letzten „Überarbeitung“ vom damaligen Handwerker eine für mich unverständliche Umgestaltung vorgenommen worden.

Die Stühle wurden mit Stoff überzogen, und für diesen Zweck an den hinteren Beinen und am Kopfbrett brutal abgeschnitten.

Unsere Aufgabe war nun den Originalzustand wieder herzustellen. Nach der

Abnahme der Stoffe (3 Schichten) und aller Nägel und Klammern leimten wir zuerst die Segmentstücke an den Hinterbeinen wieder an.

Die Kopfbretter wurden wieder ergänzt. Um eine höhere Stabilität und ein markieren der Leimfuge zu verhindern, furnierten wir die Teile innen und außen mit Buchenfurnier mit der Vakuumpresse.
Dann war es auch notwendig die Schnitzprofile nachzuarbeiten.

Die anschließende Oberflächenbehandlung mit pigmentiertem Firnis war dann der Abschluss dieser Stuhlrestaurierung.

Auch die Sitzbänke wurden in diesen Zusammenhang von uns bearbeitet. Der Bezugstoff, „Rosen“ war ein Entwurf von Otto Wagner und ist 1912 entstanden. Zufälligerweise genau im gleichen Jahr, in welchen auch das Kaffeehaus gegründet wurde.

Die Analyse der vorgefundenen Beschichtung und das Anfertigen einer Musterfläche bietet die Grundlage für die Besprechung mit dem Bundesdenkmalamt. Dabei wird die weitere Vorgehensweise und die aufzubringende Oberfläche bestimmt.

Die Wandverkleidungen und Zierleisten sind von meinen Mitarbeitern sorgfältig restauriert worden.

Kaffeehaus Tirolerhof in der Führichgasse, 1010 Wien.

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